Berufsorientierungskonzept TransFer-Klasse

Veronika Putz war über 25 Jahre Lehrerin in Horn/Billstedt (Hamburg) und hat während dieser Zeit immer wieder die Erfahrung gemacht, dass nur sehr wenige Schüler (2-3 pro Klasse) nach dem Schulabschluss die Chance erhielten, direkt in ein Ausbildungsverhältnis übernommen zu werden. Deshalb hat sich die Veronika und Volker Putz Stiftung mit ihrem Pilotprojekt "TransFer-Klasse" das Ziel gesetzt, der Stadtteilschule Brüder Grimm (vormals Querkamp/Steinadlerweg) dabei zu helfen, diese Quote deutlich zu erhöhen. Dahinter steht der Gedanke, dass junge Menschen durch einen Ausbildungsplatz nicht nur der Start in ihr Berufsleben ermöglicht wird, sondern auch der Start in ihr Leben als vollwertiges Mitglied insgesamt in einer Gesellschaft, in der mangelnde (Aus-) Bildung und daraus folgende Arbeitslosigkeit die betroffenen Menschen sehr schnell an den Rand drückt und von voller gesellschaftlicher Teilhabe ausschließt.

2011 lag die Quote geglückter Übernahmen von Schulabgängern in ein ordentliches Lehrverhältnis in Hamburg insgesamt bei 25%. Bis 2014 erhöhte sie sich auf immerhin 37,5% und zwar in erster Linie durch die Einrichtung spezieller Jugendberufsagenturen. ln sozial schwachen Stadtteilen wie etwa Billstedt lag die Quote allerdings immer noch deutlich darunter. Auf Initiative der Veronika und Volker Putz Stiftung und der Inaussichtstellung finanzieller Unterstützung hat die Brüder Grimm Schule ein Berufsorientierungskonzept erarbeitet, deren wesentliche Bausteine in folgenden vier Punkten bestehen:

  1. Die Einrichtung einer sogenannten TransFer-Klasse (10. Klasse, 3 Tage Schule, 2 Tage Praktikum)
  2. Die Ausstattung des Klassenraums mit Pe-Arbeitsplätzen im Stil einer modernen Bürolandschaft
  3. Die Einrichtung eines Beratungsbüros
  4. Die Beschäftigung schul-externen Fachpersonals für das gezielte Coaching einzelner Schüler direkt in der Schule und vor Ort in den jeweiligen Praktikumsbetrieben.

Die Veronika- und Volker Putz-Stiftung hat die Geräte und Materialanschaffungen mit einem Betrag von 15.500,00 € unterstützt und die jährlichen Honorarkosten für eine halbe Planstelle des externen Fachpersonals von 12.000,00 € p. a. für 5 Jahre zugesagt. Über diese finanzielle Unterstützung hinaus wurden der Fachkraft für die Individualberatung Kontakte zu Personalchefs großer Hamburger Unternehmen hergestellt. Dadurch ist eine Zusammenarbeit der Schule mit der Hamburger Hochbahn, Lufthansa Technik, Still und Siemens entstanden.
Das angestrebte Ziel des Projektes TansFer-Klasse hat sich unmittelbar gezeigt und die ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen. Denn bereits im ersten Jahrgang haben von 20 Schülern 18 und im zweiten Jahrgang von 21 Schülern 19 direkt nach dem Schulabschluss eine duale Ausbildung beginnen können. Das Konzept ist also voll aufgegangen! Dabei liegt einer der wesentliche Erfolgsfaktoren nachweislich in der Arbeit der Fachkraft für die lndividualberatung, deren Schwerpunktarbeit in folgenden drei Punkten liegt:

  1. Einzelgespräche mit den betroffenen Schülern
  2. Der Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen in Unternehmen, die auch Ausbildungsplätze zur Verfügnung stellen
  3. Der individuellen Betreuung der Schüler während der Praktika gegebenenfalls auch vor Ort in den entsprechenden Betrieben

An der Brüder Grimm Schule gibt es bereits zwei TransFer-Klassen pro Jahrgang und auch eine Reihe anderer Hamburger Stadtteilschulen wenden dieses Berufsorientierrungsprojekt erfolgreich an (z.B. Ganztagsschule Süderelbe, Stadtteilschule Niendorf).

Zurück